Neuwirth gelingt es mühelos, jeder Ebene für sich einen eigenen Charakter zu geben. Jede für sich ergibt ein wirklich dichtes und vollkommen realistisch erscheinendes Szenario. So war der 1. Weltkrieg an der Ostfront, so lebt es sich als anders denkender in einem totalitären Staat, so erlebt ein Kriegsheld den Krieg.
Der stete Wechsel zwischen diesen drei Ebene sorgt für eine zunehmende Spannung. Schon bald war ich in den Schicksalen der Männer gefangen und in die Beschreibung ihrer Lebensläufe eingetaucht.
Günter Neuwirth ist es großartig gelungen, aus den so unterschiedlichen Lebensinhalten einen Roman zusammen zu fügen, der es mit den Veröffentlichungen weitaus berühmterer und gerühmterer Autoren leicht aufnehmen kann.
“Der blinde Spiegel” ist eine mächtige Schrift gegen den Krieg und für die Freiheit: so unterschiedlich die Beteiligten sein mögen, an welchem Ort in der Gesellschaft sie sich befinden mögen, ob sie auf der Seite der Unterdrücker oder der Unterdrückten stehen – am Ende werden alle zu Opfern und niemand wird Nutzen aus dem Chaos gezogen haben; es wird immer nur Verlierer geben.
Es ist eine Fiktion, zweifelsfrei – und von einem solch apokalyptischen Geschehen sind wir heute weit entfernt. Es ist aber nur wenige Jahrzehnte her, da fehlte nicht viel und der 2. Weltkrieg hätte ähnlich geendet, wie der 2. Weltkrieg, den Günter Neuwirth erdacht hat. Ganz zu schweigen von den Folgejahren.
Alles zusammen: ein tolles Buch!
Andreas,
www.literaturblog.at, Jänner 2014